Wednesday Jun 30, 2010
Dingeringen
Dieses Gedicht habe ich vor ungefähr einem halben Jahr geschrieben. Es philosophiert dunkel über das Miteinander und Nebeneinander von Menschen, wie es erlebt werden kann und was davon erhofft wird. - Dingeringen -
Tausendfach ein zerrend Drängen um mich herum, in mich hinein,
wie tausend Klauen mich zu fassen dringt alles stetig auf mich ein,
und prasselt ohne Unterlass,
ganz ohne Gnade gegen das,
was man in dieser Dingewelt,
auf dieser Scheibe, für mich hält.
-
Und auch die andern Menschendinge die dort von jedem unerkannt
durch unser Tatentreiben hasten, auch sie berührn mich nur am Rand,
wie ich auch sie stets nur berühre, mit feigem Tasten dann und wann,
wenn mich der Dingerausch erneut im Tatenrausch erdrückt und dann,
dann zaudre ich dort zögernd, bangend, ob Sinn und ob feiger Gewähr,
das all mein Dummedingedenken doch mehr als bloße Rauschlust wär.
-
Und kratz dann diesen Augenblick, den alle sich unendlich denken,
mit meinem Wunsch an Menschenschalen, will sie zu meinem Vorteil lenken,
und will sie formen so das wir uns dort so gleich sind nur das mir
im Dingerücken dieser Welt das Leiden ein Stück leichter fällt.
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So dräng ich zerrend, tausendfach
gegen der Schalen Ungemach
und ohne Unterlass hinein,
will dort in Gunst verzeichnet sein,
und will für mich ein Stückchen Welt,
das es aus dieser Schale fällt,
das es in meine Hände fällt,
mein Schlüssel in die Anderstwelt.
-
Dort sind die Dinge schön und bunt,
das Dingerücken dort gibt Kund,
vom Muster, lebend, werdend, groß
und legt der Schalen Kerne bloß,
die Dingemenschen, sie sind dort
so eins mit mir und immerfort
verschmelzen Dinge, trennen sich
und wandeln dort so wunderlich,
ein Wahnspiel ach so undinglich!
-
Doch wenn ich mich dem Spiel hingeb,
mich über mein Dingsein erheb,
mich räkel in dem bunten Treiben
dann drängts mich plötzlich, kann nicht bleiben,
denn dort von überall bald her
da drängen Dingemenschen sehr
und kratzen mich an meiner Schal
und rütteln mich in großer Qual
und schütteln hart mich, tausendmal,
bis ein Stück Welt zum andern mal,
in ihre Hand aus meiner Schal,
hinausfällt dem zum Seelenmahl.
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